Geschichte | Brigitta von Kildare | Prominenter Besuch | Impressionen Renovierung | Renovierungsbericht | Restaurierbericht | Altarbild | Eröffnung

Der folgende Artikel wurde uns freundlicherweise von Mag. Kerstin Hederer, Mitarbeiterin im Diözesanarchiv der Erzdiözese Salzburg zur Verfügung gestellt. Sie hat sich intensiv mit einem relativ unbekannten Künstler beschäftigt und dabei für die Filialkirche St. Brigida interessante Entdeckungen gemacht, die dem Hochaltarbild gerade in diesem Jahr eine weit über unsere Gemeinde hinausgehende Bedeutung verleihen, auf die wir Henndorfer sehr stolz sein können.

…Besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch das Altarbild und auch das in seinem Motiv außergewöhnliche Aufsatzbild des Hochaltares in St. Brigida. Die beiden Gemälde fertigt der aus Buchstein in Südtirol stammende Maler Jakob Zanusi (1679 – 1742) Dieser ist neben Troger der wichtigste Vertreter eines „austrowelschen“ Einflusses, der nach einer Epoche der ablehnenden Haltung gegen italienische oder französische Maler nun wieder in Salzburg Fuß fasste.
Zanusi, über dessen Leben, Kunstschaffen, Vorbilder und Lehrer in Südtirol oder Italien bisher leider nur wenig bekannt ist, hielt sich nachweislich seit 1705 in Salzburg auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seine Ausbildung bereits abgeschlossen und versuchte nun die Aufnahme in die Zunft der Maler und das Meisterrecht zu erlangen. Wohl auch aus diesem Grund verehelichte er sich 1705 mit Maria Ursula, der Tochter des bürgerlichen Malers Schaumberger, doch dauerte es noch bis zum Jahr 1714, dass er Hofschutz und damit die Erlaubnis erhielt für Fürsterzbischof Franz Anton Graf zu Harrach (1709 – 1727) zu arbeiten. Zuvor tritt uns Zanusi als privater Hofmaler des kunstsinnigen Seckauer Bischofs Franz Anton Graf Wagensperg (1702 – 1712) entgegen, in dessen Auftrag er noch eine unerforschte Anzahl von Gemälden geistlichen und profanen Charakters schuf.

… Bei der Brigida Darstellung handelt es sich um eine saubere qualitätsvolle Arbeit. Zentrale Figur ist die Kirchenpatronin in weich fließendem schwarz weißen Ordenshabit. Von ihren zahlreichen Wundertaten über die ihre Lebensbeschreibungen berichten ist hier auf die Heilung eines Blinden Bezug genommen. Zanusi war demnach mit der lokalen Situation, der Wallfahrt zum „Augenbründl“ in Ölling vertraut. Die Komposition der beiden Figuren fügt sich gut in die lockere architektonische Landschaft, die von zwei Putten mit Lorberkranz und Palmzweig bekrönt wird.

Von besonderer Art ist auch das darüber befindliche Oberbild, das eine seltene Darstellung der Dreifaltigkeit bietet. Es handelt sich um eine Pieta-Gruppe mit dem thronenden Gottvater in der Mitte, dem der Leichnam seines Sohnes Jesus zur Füßen ruht. Als linker Gegenpart wendet sich ein Engel dieser Hauptgruppe zu.
Zanusis erste Salzburger Arbeiten zeichnen sich sowohl durch sorgfältige Ausführung als auch durch dunkle diffuse Lichtkompositionen weiche Farben und Linien aus, die auf italienische Vorbilder aber auch auf Rottmayrsche Gemälde hindeuten. Erst in den späteren Jahren werden die Konturen schärfer und eckiger, und die Hell-Dunkel-Kontraste nehmen zu. Der Brigida Altar ist ein gutes Beispiel einer gelungenen gewissenhaften Komposition und Ausarbeitung, die noch nicht die schablonenhaften Züge späterer „Serienproduktionen“ von Heiligendarstellungen des Rokokomalers aufweist. Somit ist es erfreulich, dass dieses Frühwerk das vielleicht sogar das Erste in Salzburg geschaffene Auftragswerk des Hofmalers ist, Zanusi zugewiesen werden konnte. Als bisher weniger beachteter Maler, der meist im Schatten seiner bedeutenderen Zeitgenossen Rottmayr und Tröger stand, gebührt ihm durchaus Beachtung.

Der Gesamtartikel von Mag. Kerstin Hederer ist erschienen in :
Das Salzfaß, Heimatkundliche Zeitschrift des historischen Vereines Rupertwinkel
Nr. 30 1996